„Ja, Glamour
ist Arbeit. Das weiß jeder hier.“
Fünf
kulturschaffende Freunde, Anfang Dreißig, in der Kreativbranche.
Die
Zwillinge Jonte, Computergamekomponist, und Pelle, Animationszeichner, Thies,
der Spezialist für Texte, seine Exfreundin und Modedesignerin Wanda und Jasper
als erfolgreich erfolgloser Filmregisseur. Sie alle sind Anfang des neuen
Jahrtausends nach Berlin gekommen, um irgendwas zu machen, was vor ihnen noch
keiner gemacht hat - zumindest nicht dort, wo sie herkommen.
Der Autor Jörg
Albrecht zeigt in seinem Roman das zerrissene, rhythmuslose Lebensgefühl der
Kreativen anhand einer Mischung aus Erzählstruktur, monologischen Einwänden,
ständigen Perspektivwechseln und Gedankenskizzen auf. Seine Sprache ist wie die
Stadt selbst: Hektisch, ruhelos, manchmal aber auch langatmig und stockend.
Die vier Kreativen
bewegen sich zwischen Virtualität und Realität. Sie beginnen, zusammen einen
Film zu drehen. Es muss mal wieder was Neues her, ein neues Projekt, eine neue
Aufgabe, bloß kein Stillstand. Je weiter die Dreharbeiten vorangehen, desto
mehr verschwimmen Echtzeit- und Filmhandlung in der Romanstruktur.
Mit einer
scheinbar oberflächlichen Auseinandersetzung dringt Jörg Albrecht sehr tief in
gesellschaftspolitische, aber auch psychologische Prozesse ein. Sein Roman ist
ein witziges Chaos. Die kreative Szene Berlins karikiert er bis aufs Äußerste,
bleibt gleichzeitig aber immer auf der Seite seiner Protagonisten, die sich in
eben genau dieser Szene wiederfinden. Er schafft es, mit einem Schmunzeln eine
sehr präzise Zeitdiagnose zu erstellen.
„Beim
Anblick des Bildes vom Wolf“ ist ein Roman, der eigentlich kein Roman ist.
Erzählfetzen führen den Leser durch das Leben der Kreativen, ihre
Ruhelosigkeit, ihre Suche nach Liebe und Glück, untermalt von harscher
Kapitalismuskritik und der Auseinandersetzung mit Urbanität und Subkulturen. Es
ist nicht leicht, diesen Roman zu fassen. Aber genau diese Mischung aus
literarischer Erzählweise und künstlerischem Ausdruck machen den Autor und
seinen Roman so interessant.
Klappentext:
Ein Freundeskreis Anfang
dreißig, zehn Jahre nach dem Jahrtausendwechsel:
Thies, seine Exfreundin Wanda,
Jasper und die Zwillinge Jonte und Pelle. Sie leben als free lancer in einer
großen Stadt, deren öffentlicher Raum von Werbung, Gentrifizierung und der
Kreativwirtschaft bestimmt wird. Wie immer haben alle zu viele Aufträge
angenommen, denn Sichtbarkeit ist alles! Aber neben der Arbeit am eigenen Image
geht es irgendwie auch noch um die große Liebe, die allerdings oft mehr Arbeit
als Lust bedeutet. Überhaupt haben sich die großen Versprechen von Freiheit und
Selbstverwirklichung eher in Selbstausbeutung und prekäre Existenzen aufgelöst.
Thies unternimmt Recherchen zur Kreativbranche, führt Interviews mit denen, die
in ihr tätig zu sein glauben, und dreht mit seinen Freunden einen Film, der
sich der Geschichte der Stadt und der eigenen Vergangenheit zu vergewissern
sucht. Dunkle Schatten werden sichtbar, Genderverwirrungen, eine Blutspur
scheint sich durch alles zu ziehen. Mutiert man am Ende denn selbst bei Vollmond
zum Wolf? Nur im Bild? Im Spiel? Im Theater? Oder am Ende gar im wirklichen
Leben, gar im eigenen?