2012-10-25

SARAH KUTTNER, DU NERVST !



Am 1. März 2012 ging die neue Sendung von Sarah Kuttner im Spartensender zdf_neo an den Start.
Davon mal abgesehen, wie fertig man sein muss, wenn man 13jährige pubertierende Teenager auf einem viel zu bunten Musikfernsehkanal zwanghaft die Welt der Stars und Sternchen schmackhaft machen will, ist Sarah Kuttner spätestens seit der neuen Show Bambule eine 33jährige Witzfigur geworden.
Die neue Reihe soll jung, dynamisch, revolutionär und intelligent wirken.
Die bisherigen Themen, angefangen bei der Frage nach dem „richtigen Mann“ in Anlehnung an Nina Pauers Artikel „Die Schmerzensmänner“ in der Zeit von Januar 2012, über eine Auseinandersetzung mit unserer heutigen Konsumgesellschaft und der allgegenwärtigen Frage nach Nachhaltigkeit, bis hin zu der Diskussion über eine (neue) deutsche Identität sind im Kern interessant und relevant. Dass diese neue Identität sich aber beispielsweise in den rockigen, neonfarbenen Kuckucksuhren von Stefan Schrumbel wiederfinden lässt und diese die coole, junge, lässige Seite von Deutschland repräsentieren sollen, ist definitiv ein Gerücht.
Sarah’s Interviewpartner sind meistens sehr interessante und unglaublich intelligente Menschen, die für ehrliche und sinnvolle Beiträge sorgen. 
Die Unterhaltungen mit Stuart Pigott oder Ray Cokes wären allerdings um einiges besser zu ertragen, wenn Frau Kuttner sich bitte endlich abgewöhnen würde, sich wie eine Dreijährige zu artikulieren. 
Trotzdem sind die Meinungen der Studenten, Passanten, Wissenschaftler, Politiker, Philosophen oder Soziologen, die in regelmäßigen Abständen eingeblendet werden spannend und unterhaltsam.
In jeder Folge von Bambule findet sich außerdem ein Beitrag von Johanna Maria Knothe, ausgewiesen als „um die 30, ungebunden, stellt gerne Fragen“. Sie verkündet stolz, gestern den Auslandsteil in der Zeitung gelesen zu haben und zu der Erkenntnis gekommen zu sein: „Was jenseits der deutschen Grenzen passiert – ist total irre.“ 
Neben ihrem Faible für rote Bomberjacken mit Fellkapuzen scheint sie zusätzlich eine Vorliebe für Gesichtsentgleisungen jeglicher Art zu hegen. Sie liefert die ganze Palette von verblüfft, nachdenklich, skeptisch bis begeistert so akkurat ab, dass Heidi Klums Topmodel Anwärterinnen neidisch werden könnten. Ihre Beiträge sind untermauert durch aktuelle Ereignisse, die sie durch absolute Ahnungslosigkeit und laienhafte Erklärungen zu kommentieren versucht.
Junge Erwachsene in Deutschland können sehr wohl cool sein. Sie können lässig und politisch aktiv sein, kreativ und ehrgeizig. Weil sie eine Generation ist, die sich besonders mit Themen wie Ökologie, Klimaschutz oder dem Generationenvertrag auseinandersetzen sollte, ist das letzte, was unsere Generation braucht, eine pseudo-politische Sendung, die zwar Denkanstöße gibt, inhaltlich aber nicht in der Lage ist in die Tiefe zu gehen und eine Moderatorin aufweist, die durch ihre gestellte oder nicht gestellte Naivität einfach nur nervt.
L.